Gesunde Lebensweise schreitet mit riesigen Schritten voran

Zu viel Zucker ist schlecht, zu viel Salz tut nicht gut, zu viel Fleisch bleibt im Hals stecken, zu viel Alkohol im Gegenteil dazu nicht. Was für gastronomische Gefahren auf uns überall warten – das können wir heutzutage kaum noch abschätzen. Paläo oder doch vegan? Sind Eier endgültig rehabilitiert? Wie viel Wasser pro Tag ist wirklich nötig, verdammt noch mal?! Kontroverse Antworten auf solche Fragen helfen uns nicht weiter und Aberglauben zum Thema herrschen überall seit der Entstehung der Menschheit. Und da die Sprache auch ein essenzieller Teil der menschlichen Kultur ist, wurde auch diese längst von den Essstereotypen beeinflusst. Ihr glaubt mir nicht? Na dann guckt euch die deutsche Sprache etwas näher an!

 

 

 

Ja, liebe Leser, nicht nur der gegenwärtige deutsche Diskurs ist verzerrt von den verbalen Kriegen um die richtige Meinung zur Nahrung. Auch früher gab es genug Vorurteile, die sich in unseren heutigen Sprachgebrauch eingeschlichen haben. „So 'nen Quark hab' ich seit langem nicht mehr gelesen“, mag der eine oder die eine dazu sagen (ja, auch wir bleiben nicht abseits von anderen Diskursen, nämlich von einem gendergerechten Wortgebrauch – oder DEM gendergerechten Wortgebrauch, wie einige besonders engagierte Aktivist*innen betonen würden). „Ist doch Wurst, die Sprache merzt das Unnötige irgendwann aus, vielleicht auch diesen neusprachlichen Käse!“ - mag eine thematisch wenig sensibilisierte Person sagen (übrigens, das Wort 'Person' ist ja weiblich, und mir sind immer noch keine Männer bekannt, die etwas dagegen haben). 

 

Hoppla! Da haben wir in nur einem Absatz schon ein ordentliches Regal an Milch- und Fleischprodukten. Und alle davon scheinen keinen besonders positiven Ruf zu genießen. Und auch wenn alles mal in Butter ist, wird eine solche Konstellation eher eine glückliche Ausnahme sein (außerdem muss die Butter ja nicht unbedingt aus Milch gewonnen werden!). Die ganze Situation kommt verdächtig bekannt vor. Der aktuelle vegane Trend ist also kulturell und sprachlich völlig berechtigt, oder? Von wegen! „Die da sind echt banane! Aggressives Rummissionieren hat noch kein Tier gerettet!“ - so manche Opfer besonders überzeugender Veganer (auch gute Absichten scheitern an missglückter Ausführung!). Woran ist das arme vitaminreiche Früchtchen schuld, dass es genauso stark für die menschliche Dummheit steht wie Käse und Quark? Doch zu viele Kalorien drin?

 

Weizenerzeugnisse sind in der letzten Zeit sehr umstritten und sind es seit langem gewesen, wie es aussieht. Warum würde man denn sonst jemanden auf die Nudel schieben, um ihn zu täuschen? Und die Person wäre in dem Fall leider nicht selten dumm wie Brot. Wie und ob ein Brot überhaupt dumm sein kann, bleibt offen. Ist ja auch egal, denn heutzutage gilt Weizen sowieso als böse.

 

 

Konventionelle Tierhaltung ist eine Quälerei, worüber zum Glück immer öfter gesprochen wird. Doch die Eier scheinen ein ambivalentes Bild in der deutschen Sprache zu haben. „Leih' mir kurz 50 Eier!“ - wenn sogar der Euro oder die (Ost/West)Mark bei der Erfüllung der Geldfunktion nicht immer mithalten können, dann spricht das für sich. Wenn es um Menschenbezeichnungen geht, sind Eier wieder doof. Auch von der sprachlichen idealen Speisekarte gestrichen.

 

Alle vorstellbaren Lebensmittel scheinen irgendwie total ungesund zu sein. Eine richtige Verzweiflung überwältigt mich. Und dann taucht plötzlich die entscheidende Frage auf:

 

Warum sind dann nette hübsche Menschen zuckersüß oder in manchen Fällen sogar das Salz in der Suppe? Und es ist nicht schlimm, mal Pfeffer im Hintern zu haben, nicht wahr? Machen also Details den Unterschied? Mit Pfeffer, Zucker und Salz wird fast jedes Produkt essbar, auch wenn nicht unbedingt esswürdig. Darüber stolpert der ganze Ernährungswahn! Es geht nicht um Lebensmittel, sondern um die Gestaltung, Neutralisierung, Anpassung. An was es angepasst wird – dazu gibt es mehr als genug Theorien. In der Praxis kann sogar die Sprache keine paraten Lösungen anbieten. Auch nicht die multifunktionale komplexe allmächtige deutsche Sprache.

 

Ich fühle mich jetzt versöhnt mit der Unvollkommenheit der Welt. Die letzte existenzielle Frage schwirrt spöttisch in meinem Kopf: Warum wollen viele doch ihre Extrawurst haben, wenn es sowieso wurst ist, wie es weitergeht? 
 


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Opublikowano: 05.04.2016
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